StartErkrankungenFehlsichtigkeit (Sehfehler): Ursachen, Formen & Therapie

Fehlsichtigkeit (Sehfehler): Ursachen, Formen & Therapie

Unter dem Begriff Fehlsichtigkeit (auch: Sehfehler) versteht man eine Reihe von Augen- und Sehproblemen, die Einfluss auf die Sehschärfe, die Akkommodation, das Farbsehens, die Augenmotorik oder das Dämmerungssehen haben. Zu den häufigsten Fehlsichtigkeiten gehören die Kurz- und Weitsichtigkeit. Etwa 30 Prozent der deutschen Bevölkerung sollen von einer Fehlsichtigkeit betroffen sein. Oft kann eine Fehlsichtigkeit nur mithilfe von ausgleichenden Hilfsmitteln, wie einer Brille oder Kontaktlinsen oder einem operativen Eingriff ausgeglichen werden. Erfahren Sie in diesem Beitrag über mögliche Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Fehlsichtigkeit.

Fehlsichtigkeit: Einführung

Bei einem normalsichtigen Menschen werden die einfallenden Lichtstrahlen so gebrochen, dass sich gebündelt auf der Netzhaut abgebildet werden und dort ein scharfes Bild auf der Makula erzeugen. Die Makula bezeichnet den zentralen Bereich der Netzhaut, der wesentlich für das scharfe Sehen verantwortlich ist. Dafür muss jeder einzelne Teil des Auges funktionieren und korrekt aufgebaut sein. Ist dies nicht der Fall, kann es zu Sehstörungen oder Fehlsichtigkeiten kommen. Laut aktuellen Schätzungen geht man davon aus, dass in Deutschland etwa 36 Millionen Menschen fehlsichtig sind.

Das einfallende Licht wird im normalsichtigen Auge (Emmetropie) im vorderen Teil durch die Hornhaut, die mit Kammerwasser gefüllten Augenkammer, die Linse und schließlich durch die gallertartige Flüssigkeit im Glaskörper gebrochen. Im hinteren, inneren Teil des Auges befindet sich die Netzhaut (Retina) mit ihren lichtempfindlichen Nervenzellen (Fotorezeptoren). Das vom vorderen Teil des Auges erfasste Bild fällt spiegelverkehrt auf die Netzhaut, wird dort durch die Fotorezeptoren in elektrische Impulse umgewandelt und über den Sehnerv ins Gehirn weitergeleitet.

Nicht alle Augen entsprechen der optisch idealen Form oder sind korrekt aufgebaut (Ametropie). Bei einigen Menschen sind die Augäpfel länger oder kürzer gebaut. Darüber hinaus kann die Brechkraft der Hornhaut variieren, sodass einfallende Lichtstrahlen nicht mehr exakt auf der Netzhaut abgebildet werden. Auf der Makula kann deshalb nur ein unscharfes Bild entstehen. Es kann auch zu einem sogenannten Astigmatismus (Stabsichtigkeit) kommen. Seltener treten verschiedene Formen der Farbfehlsichtigkeit (z. B. Störungen des Grün- und Rotsehens), eine totale Farbblindheit oder eine Nachtblindheit auf. Diese gelten auch als Fehlsichtigkeiten, da sie den Aufbau und die Funktion der Netzhaut betreffen.

Einführung Ametropie

Fehlsichtigkeit: Formen

Es gibt zwei unterschiedliche Gruppen von Fehlsichtigkeiten. Die größere Gruppe umfasst die brechnungs- und baulängenbedingten Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, eine Hornhautverkrümmung oder die Alterssichtigkeit. Ebenfalls zu den Fehlsichtigkeiten werden auch die Farbenblindheit und die Farbsehschwächen gezählt. Diese kleinere Gruppe von Fehlsichtigkeiten beruht allerdings auf einer Abweichung des Aufbaus des Auges von der Norm.

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Bei einer Kurzsichtigkeit (Myopie) ist meist das Auge im Verhältnis zur Brechkraft zu lang und bildet ferne Gegenstände unscharf ab. Das heißt, Hornhaut und Augenlinse sind zu weit von der Netzhaut entfernt und die einfallenden Lichtstrahlen werden vor der Netzhaut gebündelt. Bei Normalsichtigen treffen sie dagegen genau auf der Netzhaut auf. Mit zunehmender Länge des Auges nimmt auch die Stärke der Kurzsichtigkeit zu. Pro Millimeter Abweichung von der Norm entsteht eine Fehlsichtigkeit von (minus) drei Dioptrien.

Seltener kann eine Kurzsichtigkeit auch durch eine zu starke Brechkraft der Hornhaut oder Augenlinse des Auges entstehen. Als Ursachen können hier eine Hornhautvorwölbung, eine zu weit vorne liegende Linse oder ein beginnender Grauer Star infrage kommen.

Kurzsichtigkeit
© Neokryuger / stock.adobe.com

Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Eine Weitsichtigkeit entsteht, wenn die Länge des Augapfels im Verhältnis zur Brechkraft der Linse zu kurz ist. Mitunter kann es auch vorkommen, dass nur die Brechkraft der Augenlinse unzureichend ist. Die einfallenden Lichtstrahlen werden in beiden Fällen erst hinter der Netzhaut gebündelt. Auf der Netzhaut entsteht ein unscharfes Bild, vor allem von nahen Gegenständen. Bis zu einem gewissen Grad kann die Weitsichtigkeit vor allem von jungen Menschen durch eine Anpassung der Augenlinse (Akkommodation) ausgeglichen werden.

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Mit zunehmenden Alter kommt es aufgrund der nachlassenden Elastizität der Augenlinse zu einer ähnlich unscharfen Abbildung auf der Netzhaut wie bei der Weitsichtigkeit. Die Linse büßt etwa ab dem 45. Lebensjahr ihre Fähigkeit ein, sich auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen (Akkommodation). Gerade das scharfe Sehen von nahen Objekten wird dann zunehmend schwieriger.

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)

Eine weitere Fehlsichtigkeit ist die Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). Im Idealfall ist die Hornhaut des Auges annähernd gleichmäßig in alle Richtungen gewölbt. Bei einem Astigmatismus ist die Hornhaut unregelmäßig verformt, sodass es zu Brechungsfehlern und dadurch zu verzerrten Wahrnehmungen kommt. Objekte in geringer oder weiter Entfernung werden ungleichmäßig gebrochen und erscheinen nicht punktförmig, sondern als Strich oder Stab auf die Netzhaut. Der Astigmatismus tritt oft zusätzlich zu Weit- oder Kurzsichtigkeit auf und ist in der Regel angeboren. In Ausnahmefällen kann die Hornhautverkrümmung allerdings auch durch Narben auf der Hornhaut nach Krankheiten oder Verletzungen entstehen.

Nachtblindheit (Hemeralopie)

Die echte Nachtblindheit ist im Gesetzen zu den refraktiven Sehproblemen (z. B. Kurzsichtigkeit) sehr selten. Bei einer Nachtblindheit liegt eine Störung der sogenannten Stäbchen in der Netzhaut vor. Diese erlauben uns das Sehen in Dämmerlicht und Dunkelheit. Je nach Schweregrad der Störung können betroffene Menschen nachts nur noch wenig oder gar nicht mehr sehen. Die Nachtblindheit kann angeboren sein, infolge einer Erkrankung oder im Zusammenhang mit einem Vitamin-A-Mangel auftreten.

Farbenfehlsichtigkeit (Dyschromatopsie, Dyschromasie)

Unter dem Begriff Farbenfehlsichtigkeit versteht man alle erblich bedingten oder erworbenen Störungen der Farbwahrnehmung. Funktionieren die farbsensitiven Zapfen auf der Netzhaut nur eingeschränkt oder gar nicht, kann es zu Schwächen in der Wahrnehmung von einzelnen (Dichromasie) oder allen Farbtönen (Achromasie) kommen. Die Rot- und Grünschwäche beziehungsweise Rot- und Grünblindheit sind dabei die am häufigsten Formen einer Farbfehlsichtigkeit.


Fehlsichtigkeit: Diagnose

Der richtige Ansprechpartner zur Diagnose einer Fehlsichtigkeit ist ein Augenarzt. Dieser führt als Erstes eine systematische Befragung über den Gesundheitszustand durch (Anamnese). Dabei fragt er zum Beispiel, seit wann die Sehverschlechterungen bestehen, ob diese plötzlich oder schleichend aufgetreten sind oder wobei Sie die Sehverschlechterung am meisten beeinträchtigt.

Im Anschluss daran erfolgt eine Prüfung des Sehvermögens (Visus) in der Nähe und Ferne. Dabei benennt der Patient zur Überprüfung der Fernsehschärfe auf einer fünf Meter entfernt aufgehängten Tafel eine Reihe von unterschiedlich großen Zahlen, Landolt-Ringen oder Buchstaben. Dabei werden beide Augen getrennt überprüft, dass nicht untersuchte Auge ist abgedeckt. Die Nahsehschärfe lässt sich mit speziellen Sehtafeln in 30 bis 40 Zentimetern Entfernung prüfen. Auch hier untersucht der Arzt ein Auge nach dem anderen.

Prüfung des Sehvermögens (Visus)
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Refraktionsmessung

Das Ausmaß der Fehlsichtigkeit und die Brecheigenschaften des Auges ermittelt ein Augenarzt oder Optiker mit einer Sehschärfenmessung (subjektive und objektive Refraktionsmessung). Dabei kommt heutzutage in den meisten Fällen ein Refraktometer zum Einsatz, ein Gerät zur automatischen Ermittlung der Korrektionswerte.

Bei der objektiven Refraktionsmessung kann der Facharzt die Brechkraft des Auges unabhängig von den Angaben des Untersuchten kontrollieren. Dafür wird dieser Sie bitten, in einen Refraktometer auf einen weit entfernten Gegenstand (z. B. Figur, Kreuz) zu schauen, während das Gerät automatisch die Brechkraft des Auges misst.

Bei der subjektiven Refraktionsmessung müssen die Patienten selbstständig angeben, wann sie das projizierte Bild auf der Netzhaut am schärfsten sehen. Dafür schaltet der Augenarzt manuell verschiedene Brillengläser mit dem sogenannten Phoropter vor den Lichtstrahl und fragt die Patienten nach seinem Seheindruck. Diese geben dann an, wann sie besser oder schlechter sehen und entscheiden, mit welchen Korrekturgläsern sie am besten schauen können.

Augenuntersuchung

Um die Augen eingehender zu untersuchen und die Netzhaut, die Gefäße und die Eintrittsstelle des Sehnervs genauer zu erkennen und zu betrachten, führt der Augenarzt eine Untersuchung mit einem Ophthalmoskop (Augenspiegel) durch. Mithilfe eines hellen Lichtes und einer Lupe sind die Strukturen deutlich zu erkennen. Manchmal ist es notwendig, die Augen vor der Untersuchung mit speziellen Augentropfen weit zu stellen. Betroffene Patienten dürfen im Anschluss für einige Stunden kein Auto fahren.

Um den vorderen Bereich des Auges oder den Glaskörper genauer zu untersuchen, kommt oft zusätzlich noch eine Spaltlampe zum Einsatz. Diese erlaubt die schichtweise Darstellung der verschiedenen Ebenen im Auge.

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Eine umfangreiche Augenuntersuchung beinhaltet noch weitere Verfahrensweisen. Um etwa das räumliche Sehen des Patienten zu überprüfen, zeigt der Augenarzt spezielle Karten, bei denen ein Gegenstand dreidimensional dargestellt ist und aus der Karte herauszukommen scheint. Darüber hinaus untersucht er bei einer topografischen Untersuchung die Beschaffenheit der Hornhaut. Dabei wird die Hornhautoberflächenkrümmungen mit Höhen- und Tiefenangaben bestimmt.

Um einen Rückschluss auf den Gesamt-Astigmatismus zu erhalten, kommt entweder ein Refraktometer oder bei Kindern die sogenannte Skiaskopie (Schattenprobe) zum Einsatz. Mit einem sogenannten Skiaskop wird dafür die Pupille des Auges beleuchtet und durch Bewegen des Lichtstriches die Lichterscheinungen auf der Netzhaut des Probandenauges beobachtet. Diese geben Aufschlüsse über die Brechkraft des Auges.

Um Störungen in der Farbwahrnehmung feststellen zu können, kommen sogenannte Ishihara-Tafeln zum Einsatz. Auf Ihnen sind runde Farbflecken in unterschiedlichen Farbnuancen und Größen angeordnet. Die auf den Farbtafeln versteckten Zahlen und Buchstaben werden von Normalsichtigen erkannt, Patienten mit einer Farbsehschwäche können diese jedoch gar nicht oder nicht korrekt wahrgenommen.

Farbsehtest
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Fehlsichtigkeit: Therapie

Zur Behandlung einer Fehlsichtigkeit stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Sie können durch Brillen und Kontaktlinsen oder in manchen Fällen auch durch verschiedene operative Verfahren ausgeglichen werden. Eine eingehende Beratung beim Augenarzt oder Augenoptiker schafft hier Klarheit.

Brille / Kontaktlinsen

An erster Stelle der Behandlung von allen brechungsbedingten Fehlsichtigkeiten, also Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung oder Alterssichtigkeit, stehen nach wie vor die konventionellen Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen. Moderne Gläser und Linsen werden immer besser, genauer, leichter bzw. weicher und verfügen über einen angenehmen Tragekomfort.

Eine Kurzsichtigkeit (Myopie) lässt sich mit Zerstreuungslinsen (Konkave Linsen, Minusglas), die einen negativen Brechwert haben, korrigieren. Diese setzen die Brechkraft des Auges herab und verschieben den Brennpunkt nach hinten auf die Netzhaut des Auges. Parallel ankommendes Licht wird so wieder scharf auf der Netzhaut abgebildet. Bei starken Kurzsichtigkeiten bietet sich Kontaktlinsen zur optimalen Korrektur der Sehschärfe an. Dieses verkleinern das Bild nicht so sehr wie Brillen, da sie direkt auf der Hornhaut des Auges aufsitzen.

Um eine Weitsichtigkeit auszugleichen, werden Sammellinsen (Konvexe Linsen, Plusglas) verwendet. Diese sind nach außen gebogen und büdeln die einfallenden Lichtstrahlen schon bevor Sie auf die Hornhaut fallen. Dadurch gleichen sie die relativ zu schwache Brechkraft des Auges aus.

Therapie Fehlsichtigkeit

Um den Severlust im Nahbereich bei einer Alterssichtigkeit auszugleichen, ist die einfachste Hilfe eine Lesebrille. Dies gelingt mit einer sogenannten Sammellinse (Konvexlinse). Die Stärke der Brille richtet sich dabei nach dem Alter des Patienten und dem gewünschsten Leseabstand. Für Menschen, bei denen bereits eine andere Fehlsichtigkeit vorliegt, bietet sich die Verwendung von Gleitsichtbrillen (Mehrstärkenbrillen) oder multifokalen Kontaktlinsen an. Diese ermöglichen durch stufenlose Sehbereiche ein scharfes Sehen in allen Entfernungen.

Ein Astigmatismus kann in der Regel mit torischen Brillengläsern oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Diese speziellen Gläser oder Linsen können sowohl eine vorhandene Fehlsichtigkeit als auch die Hornhautverkrümmung ausgleichen. Wenn die Linsen gut angepasst sind, neutralisieren die Brechwerte der Gläser die fehlerhaften Brechungen in Ihrem Auge. Der Astigmatismus wird ausgeglichen und Sie können Gegenstände und Menschen ohne Verzerrungen wahrnehmen.


Fehsichtigkeit: Lebensqualität

Betroffene die unter einer nicht korrigierten Fehlsichtigkeit leiden, haben erhebliche Einschränkungen in ihrer Lebensqualität. Abhängig von den täglichen Anforderungen z. B. im Beruf können nicht korrigierte Fehlsichtigkeiten zu Kopfschmerzen oder Müdigkeit der Augen führen. Umso wichtiger ist deshalb, dass die Fehlsichtigkeit ermittelt und ausgeglichen wird.

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