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Augenlinse: Aufbau, Funktion & Erkrankungen

Die Augenlinse (med.: Lens crystallina; lat.: Phakos) liegt direkt hinter der Pupille des Auges. Sie ist klar, durchsichtig, relativ elastisch und weist auf beiden Seiten eine Krümmung auf. Die Augenlinse bricht das einfallende Licht wie eine Sammellinse und gewährleistet so, dass ein scharfes Abbild der Umgebung auf die Netzhaut projiziert wird. Erfahren Sie hier mehr zum Aufbau, der Funktion und möglichen Erkrankungen der Augenlinse.

Augenlinse: Aufbau

Die Augenlinse hat etwa eine Ausdehnung von ca. neun Millimeter und weist im entspannten Zustand eine Dicke von vier bis fünf Millimetern im Zentrum auf. Dehnt sie sich durch Kontraktion der Ziliarmuskeln in Richtung einer Kugelform aus, ändern sich diese Werte. Die Augenlinse liegt zwischen dem Glaskörper und der Regenbogenhaut (Iris) des Auges und wiegt etwa 1,7 Gramm. Die typische Linsenform erhält die eigentlich kugelförmige Augenlinse durch die Aufhängung an den Ziliarmuskeln und die Wirkung des Augeninnendruckes.

Augenlinse
© Alila Medical Media / Fotolia

Beim Aufbau der Linse lassen sich vier Abschnitte von außen nach innen unterscheiden:

  • Linsenkapsel: Ein mit gelartiger Flüssigkeit gefüllter durchsichtiger Sack, der die eigentliche Linse umgibt. An den oberen und unteren Seiten der Kapsel sind einstrahlende Zonulafasern kreisförmig zur Aufhängung der Linse befestigt. Ohne die Zonulafasern und den Ziliarmuskel würde sich die Linse kugelförmig ausdehnen und eine Fokussierung nicht möglich sein.
  • Linsenepithel: Einschichtige Zellschicht die sich über die Vorderfläche der Linse ausdehnt und stetig neue Linsenfasern bildet.
  • Linsenrinde und Linsenkern: Diese beiden Abschnitte bestehen zum Teil aus sich ständig erneuernden Linsenfasern, die von den Epithelzellen gebildet werden. Neu gebildete Fasern legen sich von außen auf, ähnlich den Häuten einer Zwiebel. Dieser Prozess verändert sich mit zunehmendem Alter. Dabei verkleinert sich die Dicke der Rinde mit zunehmenden Alter zugunsten des Kerns. Die Zellen der Augenlinse geben in stärkerem Maße Wasser ab, was zu einer allmählichen Verhärtung führt. Die Augenlinse verliert in der Folge an Elastizität. Die praktischen Folgen kann jeder Mensch etwa ab dem 45. oder 50. Lebensjahr beobachten: Das Sehen in der Nähe fällt zunehmend schwerer (Altersweitsichtigkeit).

Die Durchsichtigkeit der Augenlinse wird durch die dicht aufeinander liegenden Stoffschichten ohne Blutgefäße, Zellkerne oder Nervenfasern gewährleistet. Dazu gehören: Eiweißstoffe, Wasser, Enzyme, Vitamine C und andere antioxidative Substanzen. Nährstoffe erhält die Augenlinse über das Kammerwasser des Auges.


Augenlinse: Funktion

Die Hauptfunktion der Augenlinse ist die Brechung der einfallenden Lichtstrahlen und Projektion auf die Netzhaut. Als einzige Komponente des dioptrischen Apparates kann sich die Linse in ihrer Brechkraft den einfallenden Lichtstrahlen anpassen. Durch die sogenannte Akkommodation (Nah- und Fernstellung) kann die Brechkraft der Linse von den normalen 19 Dioptrien für die Fernsicht durch eine Verkleinerung des Krümmungsradius auf bis zu 33 Dioptrien (dpt.) erhöht werden. Dafür ist der Ziliarmuskel notwendig, an dem die Augenlinse mithilfe der Zonulafasern aufgehangen ist.

Betrachtet man Objekte in der Nähe, so spannt sich der Ziliarmuskel an und die Zonulafasern erschlaffen. In der Folge krümmt sich die Augenlinse aufgrund ihrer Eigenelastizität und das eintreffende Licht wird stärker gebrochen. Die verstärkte Brechung ist notwendig, damit in der Nähe befindliche Objekte scharf auf der Netzhaut abgebildet werden und das Nahsehen möglich ist. Die Krümmung der Linse ist umso stärker möglich, je elastischer die Linse ist. Sollen Dinge in der Nähe scharf auf der Netzhaut abgebildet werden, so enspannt sich der Ziliarmuskel und die Zonulafasern werden in die Länge gezogen. Durch die Zugspannung der Zonulfasern flacht die Linse ab und ermöglicht durch ihre abnehmende Brechkraft ein scharfes Sehen in der Ferne.

Augenlinse Funktion
© Alila Medical Media / Fotolia

Augenlinse: Erkrankungen

Grauer Star

Als typische Erkrankung der Augenlinse gilt der Graue Star (Katarakt). Dabei kommt im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses zu einer langsamen, über Jahre hinweg fortschreitenden Eintrübung der klaren Augenlinse. Diese beeinträchtigt zunehmend die Sehschärfe des menschlichen Auges und das Sehvermögen nicht stetig ab. Betroffene nehmen einen grauen Schleier vor den Augen wahr und visuelle Eindrücke verlieren an Farbigkeit. Wird der graue Star nicht rechtzeitig erkannt oder operativ behandelt droht ein Verlust der Sehkraft.

Inzwischen kann man einen Grauen Star sehr schonend und sicher mithilfe einer Kataraktoperationen entfernen. Dabei wird die körpereigene Linse durch ein Linsenimplantat (IOL) ersetzt. Die Operation des Grauen Stars gilt mit einer Komplikationsrate von weniger als 5 % als eine der sichersten und effektivsten Eingriffe überhaupt. Mit 650.000 Eingriffen pro Jahr in Deutschland ist die Kataraktoperation die am häufigsten durchgeführte Operation.

Linsenektopie

In seltenen Fällen kann es auch zu einer Verlagerung der Augenlinse (Linsenektopie) aus ihrer ursprünglichen Position in die Vorderkammer oder den Glaskörper des Auges kommen. Diese irreguläre, einseitige Verlagerung der Augenlinse ist fast immer durch eine Verletzung erworben. Die beidseitige Linsenektopie steht dagegen zumeist im Zusammenhang mit einer genetischen Veranlagung oder Missbildung.


Augenlinse: Altersweitsichtigkeit

Die Anpassungsfähigkeit der Augenlinse lässt mit zunehmendem Alter nach (Altersweitsichtigkeit). Die Fasern im Linsenkern verhärten sich und die Elastizität der Linse lässt nach. In der Folge wird der feste Kern immer größer und die flexible Linsenrinde immer kleiner. Langsam und schleichend führt das dazu, dass die Linse nicht mehr ihre natürliche Kugelform annimmt, wenn sich der Ziliarmuskel anspannt. Das führt zu einer verminderten Akkommodationsfähigkeit.

Dabei handelt es sich nicht um eine Erkrankung der Augenlinse, sondern um einen natürlichen Alterungsprozess. Dieser führt dazu, dass man ab einem Alter von 40 bis 45 Jahren normale Texte in Büchern oder Zeitungen nicht mehr normal lesen kann. Wie bei allen Fehlsichtigkeiten, die aufgrund eines Brechungsfehlers des Auges zu eingeschränkter Sehschärfe und unscharfem Sehen führen, kann auch die Altersweitsichtkeit mithilfe einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden.


Quellen:
Bommes-Ebert, U., Teubner, P., Voß, R.: Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie. Georg Thieme Verlag, 2.Auflage, 2011.
Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2005.
Paulsen, F. & Waschke, J.: Sobotta, Atlas der Anatomie Band 3. Elsevier GmbH, 8. Auflage, 2010.

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