StartGesundheitBinokularsehen: Der Schlüssel zur dritten Dimension

Binokularsehen: Der Schlüssel zur dritten Dimension

Das menschliche Auge an sich ist schon ein Wunderwerk der Natur. Das volle Potential unserer Augen können wir aber nur abrufen, weil die Natur uns mit zwei dieser Wunderwerke ausgestattet hat. Anders als Polyphem können Menschen ihre Umgebung dreidimensional wahrnehmen, durch das Binokularsehen.

Zwei Augen für räumliches Sehen

Das räumliche, oder stereokope Sehen erlaubt es, die Tiefe von Objekten und die eines Raumes wahrzunehmen. Mit nur einem Auge erscheint die Umwelt, wie bei einem Foto, flach.

Damit Lebewesen ihre Umgebung dreidimensional wahrnehmen können müssen noch zwei weitere Faktoren erfüllt sein. Zum einen muss sich das Sehfeld beider Augen mindestens teilweise überlappen und zum zweiten muss das Sehzentrum im Gehirn dazu in der Lage sein, die beiden unterschiedlichen Sinneseindrücke zu einem dreidimensionalen Bild zusammen zu fügen.

Wenn die beiden Augen ein sich überschneidendes Blickfeld haben, werden die Objekte, die sich in dem sich überschneidenden Feld befinden, jeweils aus einem leicht anderen Winkel wahrgenommen. Hierdurch entsteht zwischen den Augen und dem Objekt eine Parallaxe. Die Parallaxe ist ein Winkel, der am betrachteten Objekt zu den beiden unterschiedlichen Wegen zum rechten bzw. linken Auge entsteht. Dieser Effekt lässt sich leicht beobachten, wenn man den Daumen am ausgestreckten Arm abwechselnd nur mit dem rechten und linken Auge betrachtet, während man das jeweils andere geschlossen hält.

Diese zwei leicht unterschiedlichen Perspektiven des Auges kann das Gehirn in seinem Sehzentrum zu einem Bild zusammensetzen und erlaubt damit das räumliche Sehen.


Drei Qualitätsstufen des binokularen Sehens

Um Erkrankungen festzustellen, die das binokulare Sehen betreffen (wie beispielsweise Schielerkrankungen), misst man den Funktionsgrad des Binokularsehens in drei Stufen.

Simultansehen

Das Simultansehen ist die Grundlage, damit Binokularsehen überhaupt möglich ist. Das Simultansehen bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen die Sinneseindrücke aus beiden Augen gleichzeitig wahrzunehmen.

Diese Fähigkeit ist oft bei Personen, die unter einer angeborenen Schielerkrankung leiden, ganz oder zeitweise nicht gegeben. Damit das Sehzentrum in einem solchen Fall überhaupt ein sinnvolles Bild konstruieren kann, wird der Seheindruck von einem Auge in einem solchen Fall ausgeblendet. So vermeidet das Gehirn, das störende Doppelbilder wahrgenommen werden.

Fusion

Im Sehzentrum sollen die beiden Sinneseindrücke der Augen zu einem Bild zusammengefügt, also fusioniert werden.

Die Fusion der Bilder erfolgt auf zwei verschiedenen Ebenen. Zum einen sind hierfür die Augenmuskeln nötig, die das jeweilige Auge auf einen Punkt fokussieren (die motorische Fusion) und zum anderen die sensorische Fusion, die das Sehzentrum leistet.

Die Fusion kann durch verschiedene Faktoren gestört werden. Eine Sehschwäche, schielen oder ungünstige Lichtverhältnisse erschweren die Fusion oder machen sie ganz unmöglich.

Stereopsis

Der Begriff der Stereopsis drückt aus, wie gut die beiden Sinneseindrücke der Augen zu einem stimmigen Bild zusammengesetzt werden können. Je präziser der Sinneseindruck der beiden Augen von einem Objekt zusammengesetzt wird, desto besser funktioniert das räumliche Sehen. Je weiter die zwei Eindrücke auseinanderliegen, desto schlechter.

Die Qualität wird in Bogensekunden (zweite Untereinheit von Grad, d.h. eine Bogen- oder Winkelsekunde entspricht 1/3600° oder 0,00027°). Bei Normalsichtigen liegt der Wert bei ca. 20“ Bogensenkungen. Wenn Betroffene nicht mehr simultan sehen, oder die Bilder nicht mehr fusionieren können, ist die Stereopsis nicht mehr möglich und es liegt eine Stereoblindness vor.


Welche Krankheitsbilder treten im Zusammenhang mit Binokularsehen auf?

Bei der Diagnostik von Störungen des Binokularsehen kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Diese bauen sowohl auf den subjektiven Beschreibungen der Patienten, wie auf objektiven Messungen, wie beispielsweise des Schielwinkels, auf.

Diagnoseverfahren können beispielsweise ein einfacher Treffversuch sein, bei dem festgestellt wird, wie leicht es einem Patienten fällt, mit einem Bleistift die Spitze eines zweiten, ihm präsentierten, Bleistift zu treffen.

Ein anderes Verfahren ist der Schobertest, der mit einem Rot-Grün-Filter arbeitet, um die Sinneseindrücke der beiden Augen trennen zu können. Der Patient betrachtet ein grünes Kreuz in zwei roten Ringen. Ein gesunder Patient wird trotz der Filter nur ein grünes Kreuz in der Mitte der beiden Ringe sehen können, bei einer Störung des Binokularsehens verschiebt sich das Kreuz optisch für den Patienten aus der Mitte der Ringe.

Geräte die zur Diagnostik eingesetzt werden sind beispielsweise ein Haploskop, Polarisationsfilter oder Horopter-Apparate.

Wenn das Binokularsehen beeinträchtigt oder gar nicht mehr möglich ist, kommt es zur Wahrnehmung von Doppelbildern oder der Sinneseindruck von einem Auge wird komplett unterdrückt. Dabei muss nicht eine Krankheit vorliegen. Viele Menschen machen solche Erfahrungen bei Müdigkeit, schlechten Lichtverhältnissen oder übermäßigem Alkoholkonsum.

Medizinische Gründe für einen Fehler beim Binokularsehen können Schielen, eine Störung der Netzhaut, Nervenbahnen oder der Augenmuskulatur sein. Ein solcher Fehler kann in vielen Fällen erfolgreich behandelt und eine Dysfunktion wieder ausgeglichen werden.


Therapie bei Störungen des Binokularsehens

Die Therapie bei einer Störung des Binokularsehens ist abhängig von der Ursache der Störung. Besonders bei angeborenen Schielen ist in vielen Fällen eine operative Behandlung möglich. Wenn bei einem Kind die Sehkraft bei einem Auge nicht ausreichend entwickelt ist (Anisometropie), kann das nicht betroffene Auge abgeklebt werden, damit sich das andere Auge besser entwickelt.

Im Erwachsenenalter kommt es oft zu Störungen des Binokularsehens, wenn sich die Sehkraft eines Auges vermindert. In diesem Fall kann die Störung mit einer Brille oder Kontaktlinsen behandelt werden. Die Korrektion der Sehkraft des Auges kann das Binokularsehen wiederhergestellt werden.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Binokularsehen

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