StartErkrankungenNetzhautriss: Ursachen, Symptome & Therapie

Netzhautriss: Ursachen, Symptome & Therapie

Ein Netzhautriss bezeichnet eine Verletzung der Netzhaut des Auges und ist in seltenen Fällen der erste Schritt zu einer gefährlichen Netzhautablösung. Er entsteht, wenn sich der Glaskörper des Auges von der Netzhaut abhebt und sich teilweise von dieser löst. Durch die Zugeinwirkung entstehen dann feine Risse und kleine Lücken in der Netzhaut. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten eines Netzhautrisses.

Netzhautriss: Ursachen

In den meisten Fällen sind altersbedingte Veränderungen im Auge oder eine starke Kurzsichtigkeit die Ursachen eines Netzhautrisses. Im Verlauf der beider Einflussfaktoren kann es zu einer Abhebungen des Glaskörpers von der Netzhaut kommen. Daraus resultieren bisweilen Zugeinwirkungen auf die Netzhaut, in dessen Verlauf Netzhautrisse entstehen können. Besonders in den äußeren Bereichen der Netzhaut können sich Risse oder kleine Löcher entwickeln. Aufgrund der Schwerkrafteinwirkung entstehen Netzhautrisse eher oben als unten. Gelangt durch die feinen Risse Flüssigkeit unter die Netzhaut, kann sich daraus im weiteren Verlauf eine Netzhautablösung entwickelt. Diese schwerwiegende Augenerkrankung erfordert eine schnelle Behandlung. Ohne effektive Versorgung durch einen Augenarzt droht den Betroffenen im schlimmsten Fall die Erblindung auf dem geschädigten Auge.

Schaubild Netzhautriss
© Alila Medical Media / Fotolia

Risikofaktoren

Das Risiko, einen Netzhautriss zu erleiden, ist nicht für jeden Menschen gleich hoch. Es gibt einige Umstände, die eine Netzhauterkrankung begünstigen. Vor allem Menschen mit Vorerkrankungen wie Grauem Star oder Diabetes gelten als Risiko-Kandidaten. Auch Menschen, die wiederholt unter Augenentzündungen leiden oder bereits einen Netzhautriss, eine Netzhautablösung oder eine andere Augenoperation hinter sich haben, sind besonders gefährdet, einen erneuten Netzhautriss zu entwickeln.

Bei einer relativ stark ausgeprägten Kurzsichtigkeit im Bereich von minus vier bis minus fünf Dioptrien ist das Risiko signifikant erhöht einen Netzhautriss zu entwickeln. Die längliche Form des Augapfels bei einer Myopie führt dazu, dass die Netzhaut stärker unter Spannung steht als bei einer Normalsichtigkeit. Dadurch ist die Netzhaut stärker gefährdet zu reißen und bedarf einer häufigeren Kontrolle.


Netzhautriss: Symptome

Das Tückische an einem Netzhautriss ist, dass Betroffene diesen oft zunächst gar nicht wahrnehmen. Typische Begleiterscheinungen anderer Erkrankungen wie „Blitze“ in den Augen oder das Sehen schwirrender schwarzer Punkte treten oftmals nicht auf. Hinweis auf einen Netzhautriss kann auch eine Blutung im Auge sein, da häufig kleine Blutgefäße beschädigt werden, so dass es in den Glaskörper blutet. Die Blutung kann als so genannter „Rußregen“ wahrgenommen werden, bei dem schwarze „Flocken“ im Auge herab sinken. Prinzipiell sollte ein Augenarzt aufgesucht werden, wann immer sich Veränderungen im Sehverhalten bemerkbar machen.

Weitere Symptome eines Netzhautrisses sind:

  • „Schwarm schwarzer Mücken“: Die Wahrnehmung kleiner schwarzer Punkte spricht für eine Verletzung kleiner Blutgefäße der Netzhaut.
  • dunkle Schatten: Kommt es zu einer Ablösung der Netzhaut im oberen Bereich, kann es zu einem dunklen Schatten kommen, der die Sicht einschränkt.
  • wahrgenommener Schleier: Eine Ablösung der Retina im unterem Bereich macht sich durch einen wahrgenommenen Schleier bemerkbar.
  • Einschränkung beim scharfen Sehen: Sollte die Makula (Ort des schärfsten Sehens) von einem Netzhautriss betroffen sein, ist ein scharfes Sehen nicht mehr möglich.

Netzhautriss: Diagnose

In einem ersten Schritt erfolgt die Befrageung des Patienten (Anamnese) und die Betrachtung des Vorderabschnitts des Auges. Wenn die Schilderung der Beschwerden des Patienten Hinweise auf einen möglichen Netzhautriss liefert, setzt der Augenarzt spezielle Medikamente (Mydriatika) ein. Dabei handelt es sich um Mittel, die für eine größtmögliche Weitstellung der Pupille sorgen und so eine bessere Untersuchung des Augenhintergrundes möglich machen. So schafft der Augenarzt die Voraussetzungen für die nachfolgenden Inspektionen die Netzhaut durch eine Augenspiegelung (Ophthalmoskopie).

Daran anschließend blickt der Arzt mit einem Kontaktglas (Vergrößerungsglas) und einer Lichtquelle durch die weitgestellte Pupille auf die Netzhaut. Liegt ein Netzhautriss vor, erkennt der Augenarzt auf dem Augenhintergrund oftmals graue Falten und Verschiebungen. Neben den Rissen können auch kleine Löcher in der Netzhaut sowie eine eventuell schon vorhandene Netzhautablösung zu sehen sein. Diese kommen am ehesten am Rand vor, sind jedoch auch deutlich seltener als Netzhautrisse.

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Ist es zu Blutungen im Glaskörper gekommen die eine Sicht auf die Netzhaut verdecken, kann der Augenarzt eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durchführen, um möglichen Veränderungen auf der Netzhaut besser zu erkennen. Es muss immer ausgeschlossen werden, dass eventuell eine Netzhautablösung vorliegt, da diese nicht allein durch eine Laser- oder Kältebehandlung therapiert werden kann, sondern einem größeren operativen Eingriff bedarf.

Um beim Lasern oder dem späteren Vereisen des Risses später einen guten Überblick über die Lage des Risses zu haben, wird oft eine eine Fotoaufnahme oder Zeichnung des Befundes angefertigt. Auch wenn zumeist nur ein Auge von den Veränderungen an der Netzhaut betroffen ist, sollte der Mediziner außerdem immer das andere Auge kontrollieren.


Netzhautriss: Therapie

Augenärzte können etwa 95 Prozent der Netzhautablösungen, die mit einem Riss beginnen, erfolgreich therapieren und auf diese Weise heilen. Die Chancen stehen umso besser, je früher die Therapie begonnen hat.

Konservative Therapie

Eine konservative Therapie mit Medikamenten oder ohne chirurgischen Eingriff ist nicht zielführend, da es sich bei Netzhautrissen und Netzhautlöchern um fundamentale Defekte an der Retina handelt. In Einzelfällen wird bei älteren und länger vorliegenden Rissen oder Löchern auf eine operative Therapie verzichtet, wenn das Risiko eines Voranschreitens oder einer Netzhautablösung durch den Augenarzt als sehr gering eingeschätzt wird. In jedem Fall sollte eine Augenarzt über die weiteren Therapieoptionen entscheiden.

Laser-Iridotomie
© romaset / stock.adobe.com

Laserbehandlung

Insbesondere wenn der Netzhautriss klein ist oder die Ablösung der Netzhaut erst begonnen hat und noch in ausreichendem Maße mit der Unterlage verbunden ist, lassen sich mit einer Laserbehandlung (Laserkoagulation) gute Ergebnisse erzielen.

Für die Augenlaserbehandlung wird das Auge betäubt. Dafür genügt meist die Gabe von örtlichen Betäubungstropfen, um das erforderliche Kontaktglas, nach Auftragen eines speziellen Gels, auf die Augenoberfläche zu setzen. Das Kontaktglas hilft dem Operateur dabei, auch in die äußeren Netzhautbereiche, in denen die Löcher in den meisten Fällen auftreten, einen guten Einblick für eine optimale Behandlung zu haben. Mit gezielten Laserstrahlen kann ein erfahrener Operateur nun Risse oder Löcher in der Netzhaut abdichten und diese wieder an die darunter liegende Aderhaut „anheften“. Dabei entstehen durch das gebündelte Licht kleine Narben, die Netzhaut und Glaskörper des Auges wieder dauerhaft miteinander verbinden.

Bei dieser Art der Behandlung besteht allerdings das Risiko, dass durch die Vernarbung ein kleiner Teil der Sehfähigkeit schwindet. Oft wird dieser Verlust von Erkrankten jedoch kaum bis gar nicht wahrgenommen, da sich die betroffenen Bereiche des Auges meist relativ weit außen befinden.

Kann die Augenlaserbehandlung erfolgreich durchgeführt werden, sind keine zusätzlichen chirurgischen Maßnahmen erforderlich. Nach der Operation muss sich der Patient eine Weile schonen. Er darf auch nicht lesen, weil es beim Sprung von Buchstabe zu Buchstabe und von Zeile zu Zeile zu ruckartigen Bewegungen kommt. Diese würden den Heilungsprozess empfindlich stören. Eine regelmäßige Kontrolle der operierten Netzhaut beim Augenarzt und eine regelmäßige Sehschärfenmessung beim Augenoptiker sollten im Anschluss selbstverständlich sein.

Kältebehandlung

Bei der Kältebehandlung (Kryopexie) handelt es sich um ein operatives Verfahren, bei dem ein kleines stabförmiges Instrument (Kryode) zum Einsatz kommt. Auch für dieses Verfahren muss das Auge vorab betäubt werden. Manchmal geschieht dies, ähnlich wie bei einer Laserbehandlung, mit Augentropfen, in den meisten Fällen wird der Eingriff aber unter einer Para- oder Retrobulbäranästhesie (Injektion neben oder hinter den Augapfel) oder auch in Vollnarkose durchgeführt.

Die Kryopexie beginnt damit, dass die Kryode zur Vereisung von außen an den Augapfel im Bereich des Netzhautdefektes (Riss oder Loch) herangeführt wird. Dort kommt es durch die Kälteeinwirkung – wie bei der Laserbehandlung – zu einer Narbenbildung und Anheftung der Netzhaut mit den anderen Schichten der Augenhülle. Die Temperatur der Kältesonde beträgt dabei etwa -70 bis -80 °C. Ein kleines Areal, an dem die Sehfähigkeit zugrunde geht, wird dabei in Kauf genommen, zumal dies vom Patienten kaum bis gar nicht wahrgenommen wird. Insgesamt ist der chirurgische Aufwand bei der Kältebehandlung höher als bei der Laserbehandlung.

Nach der Operation sollte sich der Patient körperlich schonen. Auf Lesen sollte in den ersten drei Tagen verzichtet werden, da sprunghafte Augenbewegungen den Heilungsprozess empfindlich stören würden. Augentropfen, Augensalbe und weitere Medikamente sollten nach Anordnung regelmäßig angewendet oder eingenommen werden. Ebenso muss eine regelmäßige Kontrolle der operierten Netzhaut und Sehschärfenmessung beim Augenarzt erfolgen.


Netzhautriss: Vorsorge

Früherkennung und Vorsorge sind bei der Vermeidung eines Netzhautrisses von großer Bedeutung. Je eher beginnende Risse und Löcher in der Netzhaut bemerkt werden, desto besser stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Da ein Netzhautriss oftmals unbemerkt auftreten kann, ist es insbesondere für Menschen ab 40 Jahren wichtig, regelmäßig beim Arzt oder Augenoptiker die Augen untersuchen zu lassen. Obwohl Patienten bis dahin womöglich keinerlei Symptome wahrgenommen haben, können Arzt oder Augenoptiker Hinweise auf Augenerkrankungen oder Netzhautschäden entdecken.


Netzhautriss: Häufige Fragen


Quellen:
Heimann, H. & Kellner, U.: Atlas des Augenhintergrundes. Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010.
Kampik, A. & Grehn, F.: Augenärztliche Differenzialdiagnose. Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2008.
Lang, G.K.: Augenheilkunde. Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2019.
Sachsenweger, M.: Duale Reihe Augenheilkunde. Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2002.

3 Kommentare

  1. Seit 1917 bin ich in Behandlung wegen Grünen Stars, jetzt bemerke ich beim Sehen einen kleinen schwarzen Strich auf dem linken Auge

    • Sehr geehrte Frau Paepcke,

      wir haben Ihnen eine E-Mail mit weiteren Informationen zukommen lassen.
      Mit freundlichen Grüßen

      Das aumedo Team

  2. Ich habe gestern einen Netzhautriss regelrecht gemerkt. Es fühlte sich an, als sei ein Insekt in mein Auge geflogen. Ich nahm sofort wabernde Schleier und auch Blitze wahr. Da ich in Italien bin, musste ich in ein Augennotfallzentrum in Perugia fahren. Dort wurde der Riss eindeutig diagnostiziert und sofort gelasert. Jetzt bin ich ein wenig in Panik, ob das wohl alles gut geht. Die Symptome habe ich heute (Tag nach der OP) noch leicht verändert, aber nicht verschlimmert, und ich soll erst nach 4 Tagen zur Kontrolle wieder kommen. Nur gut, dass der Oculista Englisch spricht.

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